Montag, 31. August 2015

Harris-Tweed

Wie im vorigen Post erwähnt, arbeite ich gerade einen geliebten Tweedstoff um. Richtige Zeitform: habe umgearbeitet, denn gestern bin ich damit fertig geworden :-)
Gekauft 1999 in einer dunklen, kleinen Kate auf Harris, also an der Quelle des schottischen Tweed, bei diesem freundlichen Herrn:


In dem Zwiebellook seh ich ein bisschen aus wie ein Michelin-Männchen :-) verdammt lang her...
Genäht habe ich aus dem Tweed damals, direkt nach dem Urlaub, diese Jacke:


Lausige Verarbeitung, allein für die Taschen hätte ich auch damals schon Schelte verdient. Ich hatte erst überlegt, ob ich das Bild überhaupt zeigen soll, mich dann aber doch dazu entschlossen. Weil man ganz gut sehen kann, dass ich seit damals besser geworden bin :-)

Dieser typische, übergrosse 90er-Jahre-Schnitt: getragen hab ich dieses Ungetüm schon lange nicht mehr. Ungenutzt hing sie im Schrank und hat mir ein schlechtes Gewissen gemacht. Denn das Blau finde ich immer noch wunderschön.

Dann hab ich im Winter 2013/2014 beschlossen, aus den Resten eine Schiebermütze nach einem Vogue-Schnitt zu nähen. Ein unvollendetes Werk, ohne guten Grund, denn bisher passt alles. 

Na ja, auf dem Foto sieht die Mütze schon etwas seltsam aus, kann aber auch an meinem Gesichtsausdruck liegen.

So viel zur Vorgeschichte. Und schliesslich hatte ich vor ein paar Wochen die Idee, aus der alten Jacke eine neue zu nähen. Um sie mit in den Urlaub nehmen zu können, denn in zwei Wochen geht es endlich nochmal nach Schottland! YEAH! Dann könnte ich meinem schönen Tweed die Heimat zeigen :-)

Und, voilà, ich bin tatsächlich fertig geworden! Antizyklisches Nähen nennt man das wohl, wenn man bei über dreissig Grad Aussentemperatur Wollstoffe vernäht. Die Anproben waren dann auch grenzwertig:


Obwohl die Jacke so unförmig gross war, hat der Stoff leider nicht für den neuen Schnitt gereicht.
Bei den Ärmel musste ich an der oberen Ärmelnaht ein Stück einsetzen und unten Manschetten ansetzen.





Ein bisschen stolz bin ich auf meine gewissenhafte Arbeit, trotz Termindruck. Komplizierte Nähte vorher geheftet und alle Nähte, die nicht abgesteppt wurden, festgenäht, damit sie flach bleiben.

Seitennäht vorher
Seitennähte fixiert

Den zweiten Aussenstoff, ein dunkelblauer Fischgrat-Wollstoff, hatte ich noch auf Lager liegen (Achtung: Stoffabbau!), allerdings musste ich für die Vorderteilblenden Stoff dazu kaufen.

von links nach rechts: Schurwolle dunkelblau, Fischgrat dunkelblau, Harris-Tweed mittelblau, karierter Futterstoff

Wahrscheinlich habt ihr den Schnitt bereits erkannt :-) hier in japanischem Indigoblau, hier in orangefarbenem Leinen und hier in türkis. Was soll ich sagen, ich mag den Schnitt einfach :-)


Der Reissverschluss ist von der alten Jacke, den musste ich nur ein Stück kürzen. Die kurzen Reissverschlüsse für die Ärmel und den Futterstoff hatte ich noch auf Lager liegen. Die Nähte sind mit dunkelblauem Knopflochgarn abgesteppt.
Wo vorher die Taschenschlitze waren habe ich den Fischgratstoff aufgesteppt. Taschen wollte ich keine haben, weil die Jacke sehr körpernah ist und sich alles, was ich darin verstauen könnte, unschön abzeichnen würde.




Auf dem Bügel sieht sie etwas schief aus, getragen gar nicht :-)


Nun hoffe ich auf gute Tragefotos aus Schottland, am liebsten bei Sonne... Hm, ob ich mir wohl noch vor dem Urlaub ein Tarncover für mein Smartphone besorgen soll?! Man möchte die Einheimischen ja ungern verärgern ;-)